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Arbeitende Mütter rocken - das zeigen auch die Daten!

"Und was ist mit den Kindern?" solche oder noch deutlich uübergriffigere Fragen müssen sich Mütter häufig gefallen lassen, wenn sie von ihrer Arbeit erzählen. Fun fact: Ich habe zwei Kinder, arbeite in Vollzeit und musste mir eine solche Frage noch nie anhören.


Das ist der Grund, warum ich einen Blick in die Forschung zu berufstätigen Müttern und den Auswirkungen auf deren Kinder geworfen habe. Das Ergebnis vorab: Die Berufstätigkeit von Müttern hat keine kurzfristigen Auswirkungen auf ihre Kinder. Langfristig zeigen sich vor allem Vorteile für die Kinder!


Also: Lasst uns aufhören arbeitenden Müttern bohrende Fragen zu stellen oder ihnen sogar ein schlechtes Gewissen zu machen!


Die Datenlage zur Erwerbstätigkeit von Müttern

Das statistische Bundesamt errechnet, dass ca. 75 Prozent der Mütter mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren berufstätig sind (Stand 2020). Diese Quote ist in den letzten Jahren auch deutlich gestiegen. Zugleich zeigen die Daten aber auch, dass ca. 90 Prozent der Väter arbeiten. Zusätzlich


Das deutet auf ein paar Verbesserungspotenziale hinsichtlich der Erwerbsquote von Müttern hin. Mit Blick auf einen immer stärker angespannten nationalen Arbeitsmarkt, zumindest in bestimmten Berufen, wäre eine Erhöhung der Erwerbsquote von Müttern auch ein sinnvoller Schritt. Natürlich geht es dabei immer nur um die Schaffung der gleichen Möglichkeiten und Bedingungen für Frauen und Männer. Wenn sich Väter und/oder Mütter dazu entscheiden nicht zu arbeiten, ist das nach meiner persönlichen Auffassung völlig okay. Wenn Mütter sich allerdings entscheiden nicht zu arbeiten, weil die äußeren Bedingungen (Betreuungssituation, Work-Family-Balance, Gehaltsniveau, soziale Normen, etc.) das nicht erlauben, dann finde ich das sehr schade. Denn, die von mir gesichtete Studienlage deutet eher auf einen positive langfristige Folgen für die Kinder hin. Aber dazu gleich mehr.


Denn es zeigt sich auch, dass Deutschland im EU-Vergleich sehr gut liegt. Hierzulande arbeiten ungefähr 65 Prozent der Mütter mit besonders jungen Kindern (unter 12 Jahre), während der EU-Durchschnitt bei nur ca. 33 Prozent liegt. Lediglich die Niederlande haben mit ca. 82 Prozent eine noch höhere Erwerbsquote von Müttern mit besonders jungen Kindern.


Erwerbstätige Mütter und die Folgen für ihre Kinder

Eine Studie von McGinn und Kolleg*innen (2019) hat sich anhand eines multinationalen Datensatzes der Frage angenommen, welche Folgen die Erwerbstätigkeit von Müttern für deren Kinder hat. Die Auswertung von über 100.000 Datensätzen ergab, dass insbesondere die Töchter von der Berufstätigkeit ihrer Mütter profitieren. Für Töchter von berufstätigen Frauen steigt im Vergleich zu Töchtern von nicht berufstätigen Müttern die spätere Wahrscheinlichkeit:

  • selbst berufstätig zu sein

  • eine Führungsrolle zu haben

  • mehr Stunden zu arbeiten

  • ein höheres Einkommen zu erzielen

Aber es kommt noch besser. Die Söhne von berufstätigen Frauen beteiligen sich häufiger an der Pflege von Familienmitgliedern und die Töchter verwenden weniger Zeit auf den Haushalt. Die Evidenz deutet also zusätzlich darauf hin, dass sich die bestehenden Geschlechterrollen einer Gesellschaft durch die Berufstätigkeit von Müttern im Zeitverlauf ändern können.


Aber ich höre schon die Rufe aus der traditionellen Ecke: Daniel, Daniel...ist es denn gut, wenn berufstätige Mütter weniger Zeit mit Ihren Kindern verbringen?


Erstmal: Da könnten ja auch die Partner*innen einspringen, nicht wahr? Warum muss diese kritische Frage immer auf die Mütter abzielen.


Aber zusätzlich habe ich sogar noch Daten als Antwort im Gepäck. Eine Studien von Hsin und Felfe (2014) bestätigt, dass berufstätige Mütter weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen. Jedoch ist die Qualität der verbrachten Zeit - gemessen an der Zeit in Tätigkeiten zur Förderung der Entwicklung von Kindern - sogar höher. Kurz gesagt: Beruftstätige Mütter verwenden ihre Zeit mit den Kindern förderlicher.


Na dann ist ja alles klar!


Leider ist es doch nicht so einfach. Ettinger et al. (2018) finden zum Beispiel heraus, dass die Ausweitung einer beruflichen Tätigkeit der Mütter in den ersten zwei Lebensjahren ihrer Kinder die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Kinder später übergewichtig sind. Die Forscher*innen begründen das mit der plötzlichen Veränderung von Alltagsroutinen, insbesondere in der Ernährung. Das zeigt deutlich, dass diese wichtigen Routinen häufig in der Hand von Müttern liegen. Und genau dort ist das eigentliche Problem begründet. Wenn die Schaffung und Einhaltung dieser Routinen nicht so stark den Frauen überlassen würden, dann wäre die Aufnahme einer Berufstätgikeit vielleicht auch noch positiver für deren Kinder. Die gleiche Studie zeigt nämlich auch, dass die Schaffung klarer Ernähungs- und Schlafroutinen die Wahrscheinlichkeit späteren Übergewichts bei den Kindern massiv reduzieren...unabhängig von wem diese Routinen geschaffen werden.


Zu positiven Ergebnissen kommt eine Studie von Dunifon und Kolleg*innen (2013). Die Daten von über 130.000 dänischen Kindern zeigen, dass die Kinder berufstätiger Mütter bessere Schulnoten haben. Allerdings gilt das vor allem für Mütter, die zwischen 10 und 19 Stunden pro Woche in Teilzeit arbeiten.


Mein Fazit:

Wie bereits eingangs vorweg genommen, gehen mir die teils sehr übergriffigen Fragen gegenüber berufstätigen Müttern ziemlich auf die Nerven. Schockierend finde ich es sogar, wenn entsprechende Kommentare von anderen Frauen oder Müttern kommen.


Mit der eben gezeigten Datenlage will ich den berufstätigen Frauen unter euch den Rücken stärken. Ich weiß nämlich auch, dass ihr euch selbst auch manchmal solche Fragen stellt. Ihr empfindet manchmal eine Art inneren Konflikt bzgl. eurer Rollen als Mutter und als Arbeitnehmerin, Gründerin, oder Freelancerin. Aus Sicht der Daten müsst ihr euch keinen Stress machen. Eure Kinder werden von eurer Berufstätigkeit eher profitieren. Ein waches Auge gilt den Ernährungs- und Schlafroutinen eurer Kinder. Aber ansonsten: Lasst euch nicht reinquatschen und rockt die Arbeitswelt und das Muttersein...in welchem Ausmaß ihr auch immer wollt!


 
 

Additional information: This article reflects my personal views only and is not necessarily the view of the companies, I am associated with.

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